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Erkundungen

2015
partizipative Formate für
„Alte Mitte – neue Liebe? Stadtdebatte Berliner Mitte“
im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt
zur zukünftigen Nutzung der Berliner Mitte zwischen Spree und Bahnhof-Alexanderplatz

Mit der Stadtdebatte „Alte Mitte – neue Liebe? Stadtdebatte Berliner Mitte 2015“ luden die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt und das Kuratorium Berliner Mitte die Berlinerinnen und Berliner, Interessierte und die Fachwelt ein, über zukünftige Nutzungs- und Entwicklungsmöglichkeiten der Berliner Mitte zwischen Spree und Bahnhof-Alexanderplatz nachzudenken und zu diskutieren. Wunsch und Ziel war es, über verschiedenartige Beteiligungsformate eine breite Öffentlichkeit zu erreichen und den diversen Vorstellungen Form und Stimme zu verleihen.

Das Projektteam Veronika Brugger, Stephan Kurr und Phillip Wehage entwickelten Erkundungen als ein Format das den Stadtraum aus unterschiedlichen Blickwinkeln wahrnehmbar macht, mit dem Ziel Perspektivwechsel in festgefahrenen Diskussionen zu ermöglichen. Mit hinzugezogenen Expert_innen wurde der Stadtraum aus 9 unterschiedlichen Perspektiven erkundet.

Beispiele:

Erkundung 3: „Klang“

Der öffentliche Raum wird als diffus laut wahrgenommen. An einem sehr vitalen Ort sucht der Mensch nach Ruhezonen. Diese Differenzierung wirkt sich auch auf seine Aufenthaltsqualitäten aus. Daher wurde der Ort nach Parametern wir Lärm, Geräusch oder Klang untersucht. Ist eine Konkretisierung der klanglichen Qualitäten möglich. Welche (Klang)Wellen beschreiben den Raum?

Stephan Kurr leitete mit dem Klangkünstler Michael Vorfeld einen Workshop an, bei dem die Teilnehmenden den Ort akustisch erkundeten und auswerteten.

Ablauf: Platzbegehung mit genauem Hinhören und kurzer Beschreibung des akustisch Wahrgenommenen.
Umwandlung verschiedener Bodenstrukturen in Klang und Geräusch. Das klangliche Abtasten bzw. Abreiben wird mittels Tonabnehmer und Kofferverstärker hörbar gemacht.
Versuch auch nicht Hörbares akustisch wahrnehmbar zu machen wie unhörbare Vibrationen oder elektromagnetische Schwingungen.
Zum Klingenbringen unterschiedlicher auf dem Platz vorhandener Gegenstände mittels unterschiedlicher „Werkzeuge“.
Kurze Audio Aufnahmen mit Smart Phones, die dann als kleine Intervention synchron an verschiedenen Orten von einem kleinen „Smartphone–Ensemble“ (bestehend aus einigen Teilnehmern) abgespielt werden können.

Erkundung 7: „Kinder“

Welche Aufenthaltsqualitäten hat der Ort rund um den Fernsehturm für Kinder? Aus welcher Perspektive nehmen Kinder diesen großen Platz wahr und wie machen sie ihn sich zu Eigen? Was gibt es an diesem Ort zu entdecken und wie lässt es sich hier spielen?

Ablauf: Suchen vor Ort nach nutzbaren Gegenständen, überlegen, was man damit machen kann, basteln von kleinen Interventionen in die Stadtlandschaft, bespielen dieser Interventionen und drehen einiger Videoclips, angeleitet von Stephan Kurr zusammen mit dem Museumspädagogen Emanuele Valariano und dem Filmemacher Theo Thiesmeier.

Erkundung 9: „Bewegung“

Bei der Erkundung 9 stand die Raumerfahrung als gemeinschaftliches Erlebnis im Mittelpunkt.
Ein großer offener Raum wird nicht nur individuell, sondern kann auch kollektiv begangen werden. Jede kollektive Nutzung hat eine Außenwirkung, wird als Demonstration, Aufmarsch, touristische Erkundung oder Flashmob wahrgenommen. Wie lässt sich der Ort in Gemeinschaft erfahren?

Ablauf: Der Künstler Stephan Kurr und der Choreograph Alessio Trevisani leiteten ein Bewegungsspiel an, bei dem jeder Teilnehmende in eine anleitende Rolle schlüpfen kann.
Zuschauer werden eingeladen mitzumachen. Da die Regeln für Außenstehende leicht erkennbar sind, ist spontanes „mitmischen“ jederzeit möglich. Eine Choreografie entsteht in der gemeinsamen Bewegung.
Die Teilnehmenden geben selbst die Bewegungsabläufe vor, so dass in der Regel einfache, leicht nachzuahmende Bewegungsmuster entstehen, wie gehen, Arme ausbreiten, sich anlehnen, in bestimmte Richtungen blicken usw. Sie interagieren gleichermaßen mit Passant_innen, wie mit stadträumlichen Gegebenheiten wie Treppenstufen, Sitzbänke oder Hauswände.

Gleichzeitig dokumentierte und begleitete eine Open-Air-Ausstellung den Dialogprozess. Auf sechs Stationen zwischen Fernsehturm und Marx-Engels-Denkmal zeigten Wandzeitungen die aktuellen Diskussionsstände und wiesen auf entsprechende Veranstaltungen hin. Die Ausstellung war so lebendiges Abbild der Stadtdebatte. Im kurzen Turnus wurden aktuelle Texte und Bilder aus den laufenden Diskussionsformaten angeschlagen. Auf den Plakaten kamen die Teilnehmenden des Dialogs direkt zu Wort.
Die Ausstellung informierte über den Prozess, lud die Besucher der Ausstellung ein, an den kommenden Veranstaltungen teilzunehmen und regte mit ihren wechselnden Meinungsbildern die eigene Beschäftigung mit dem Ort an.

gesamte Dokumentation:

Team :
Idee + Projektleitung: Veronika Brugger
Konzept: Veronika Brugger, Stephan Kurr, Philipp Wehage
Erkundungen: Veronika Brugger, Stephan Kurr
Ausstellungsarchitektur: DMSW Architekten
Grafikdesign: Maria Simons
Expert_innen: Oskar Neumeier, Dipl.-Geograf; Alessio Trevisani, Choreograf; Michael Vorfeld, Klangkünstler; Nico Marquardt, Parkour-Trainer; Emanuele Valariano, Museumspädagoge; Annelie Schoen, Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt; Theo Thiesmeier, Filmemacher; Yella Hoepfner, Museumspädagogin; Renate Flagmeier; leitende Kuratorin Werkbundarchiv – Museum der Dinge;