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HELD DU HELD

2009
Videoinstallation
Doppelprojektion auf zwei gegenüberliegende Leinwände
Ton in der Raummitte
9:07 min. loop


Videoinstallation
Doppelprojektion auf zwei gegenüberliegende Leinwände
Screen 1: Mitschnitt von Theaterproben
Screen 2: Pappschablonen von vier Kinostars, animiert
Ton: Semifiktive Interviews mit den Akteuren

Partizipatorisches Projekt mit Roma Jugendlichen aus Berlin
für: „On Use Value of Art – Art Workshops as a Social Practice
im Auftrag von Biro, Belgrad
und dem Open Society Institute / Decade of Roma Inclusion der Soros Foundation
in Zusammenarbeit mit Amarodrom e.V.,
RespectABel, Berliner Jugendprogramm für Demokratie und Toleranz, gegen Gewalt und Rechtsextremismus,
und „Gewaltige Männer“ von Südost Europa Kultur e.V. Berlin

gezeigt im Cultural Center REX, Belgrad, Serbien
und im Babel Art Space, Trondheim, Norwegen

Rade, Klitsho, Dino, Zeljko und andere junge Roma Männer aus Berlin-Wedding treffen sich gelegentlich bei Amarodrom, einem Roma-Verein, um zusammen Theater zu spielen. Gemeinsam improvisieren sie teils fiktive, teils erlebte Szenen aus ihrem Alltagsleben. Sie proben unter Anleitung von Hamze Bytyci, Schauspieler und selbst Rom, der wie sie aus Ex-Jugoslawien stammt.
Im November 2009 begleitete ich sie zu einem Wochenendworkshop in einem Jugendcamp am Müggelsee. Im Stil des Improtheaters entwickelten die Jugendlichen ihr Stück beim Schauspielern. Thema war stets die Rolle des Mannes und ihre Widersprüchlichkeiten vor dem Hintergrund ihrer Roma Traditionen, ihrer eigenen Entwurzelung und ihrer Lebensrealität in einem so genannten Problembezirk, ohne Aussicht auf eine finanziell, noch eine gesellschaftlich gesicherte Zukunft.
Das Thema Ehrenmord kam auf und Rade, Klitsho, Dino und Zeljko machten es zu ihrem zentralen Thema, denn es erschien ihnen symptomatisch für die auf Schlagzeilen reduzierte Widergabe ihrer Realität im Zerrbild der Boulevardpresse.
Während der Proben testeten wir verschiedene Formate an, um diesem Thema künstlerische Relevanz zu verleihen. Mir war es wichtig einen voyeuristischen Blick auf Jugendliche am  „Rand der Gesellschaft“ zu vermeiden. Vielmehr wollte ich den Betrachter im vagen lassen, ob er es mit Fiktion oder Realität zu tun habe, ob Ehrenmord eine Wirklichkeit dieser Jugendlichen ist, oder eben nur eine Filmwirklichkeit. „Ganz normale Stücke über Ehrenmord…“ sagt daher Marlon Brando, alias Rade in seinem ersten Satz.
Die Jugendlichen wählten sich ihren Lieblingsschauspieler aus, ihren Filmhelden, der sie repräsentieren sollte. Sie animierten die Pappschablone ihrer Helden und verliehen ihnen ihre Stimme. Wie in einem Interview erzählen die „Helden“ die Story, sprechen über ihre Rolle und ihre Intentionen als Schauspieler.